EUROPA, quo vadis? Oder: Gedanken zur Gegenwart und Zukunft unserer Geschichte
Auf interdisziplinärer Reise durch Europa
Was Europa geprägt hat und wie es zu dem wurde, was es heute ist, ist derzeit Gegenstand vielfältiger Diskussionen in Gesellschaft und Politik. Vergangenen wie derzeitigen Entwicklungen auf verschiedenen Wissensfeldern nachzuspüren und diese im Sinne einer Leitfrage weiterzudenken hatte sich der Schulentwicklungsbaustein ‚Fächerverbindender Unterricht (Interdisziplinarität)‘ bereits im Schuljahr 2017/18 zum Ziel gesetzt, wobei sich die Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase im Rahmen von drei Projekttagen auf eine europäische Reise begaben, auf der sie sich exemplarisch mit Arbeitsaufträgen mehrerer von ihnen belegter Fächer beschäftigten, um schließlich mögliche Verbindungslinien in einem Essay zusammenzuführen und damit eine ganz individuelle Antwort auf die eingangs gestellte Frage zu formulieren.
Digitale Neuausrichtung und fachliche Perspektive (I)
Im Zuge einer im Vergleich mit der letztjährigen Pilotierung digitalen Neuausrichtung der Aufgabenstellungen und deren Bearbeitung u.a. unter Einbeziehung von BYOD (Bring Your Own Device) und eingestimmt durch einen thematischen Einführungsvortrag eines Europa-Referenten befassten sich die EF-Schülerinnen und -Schüler des aktuellen Schuljahrs etwa mit der mythologischen ‚Geburt‘ Europas, der Europahymne, interreligiösen Spuren im gemeinsamen Haus ‚Europa‘, der Rolle der Freiheit und ihrer symbolhaften Darstellung, Erziehungszielen in verschiedenen europäischen Ländern und dem europäischen Bewusstsein Jugendlicher, Mobilitätskonzepten der Zukunft im europäischen Verbund, dem Zeitalter der Aufklärung oder der mathematischen Modellierung von Wirtschaftsprozessen sowie der für alle EU-Länder jüngst in Kraft getretenen Datenschutzgrundverordnung.
Fachliche Perspektive (II)
Auf der Suche nach Europa beleuchteten sie Selbstverständnis und Sichtweisen im Wandel der Jahrhunderte, stellten wirtschaftsräumliche Betrachtungen vor der politischen und historischen Entwicklung der EU an, führten den – chemischen – Nachweis von Handelsbeziehungen im bronzezeitlichen Europa, untersuchten das Internet auf Gefahren für die Demokratie in Europa, betrachteten europäische Klischees aus der Perspektive des französischen Nachbarn, aktualisierten God save the Queen in modern-day protest song lyrics, beleuchteten Sport und Kommerz am Beispiel des europäischen Fußballs, aber auch Chancen und Herausforderungen der ‚Wölfe in Europa‘, vollzogen im Sinne europäischer Identitätsfindung den Wandel vom Mythos zum Logos nach bzw. pilgerten virtuell von Horn aus über ein europaweites Wegenetz ans Ende Europas: nach Santiago de Compostela.
‚Versuch‘ einer fächerverbindenden Antwort auf die Leitfrage
Die literarische Form des Essays als eine geistreiche Abhandlung, in der in persönlicher Auseinandersetzung des Autors mit seinem Thema wissenschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche Phänomene beleuchtet werden, erscheint als in besonderer Weise dazu geeignet, die in der fachlichen Beschäftigung gewonnen Erkenntnisse überfachlich – Quo vadis, Europa? – zu harmonisieren. Zudem leistet die anspruchsvolle Aufgabe der Wissenschaftspropädeutik Vorschub, wie sie etwa auch bei der Anfertigung der Facharbeit in der Qualifikationsphase 1 gefordert ist.
Kompetenzzuwachs wird belohnt
Dass durch den fächerverbindenden Ansatz nicht nur eine mehrperspektivische Betrachtung von Wirklichkeit, sondern auch die Reflexions- und Urteilsfähigkeit ebenso wie die Transferfähigkeit erworbener Kenntnisse gefördert wurden, dürften die entstandenen Essays beweisen. Auf einen Vortrag und eine anschließende Würdigung der gelungensten Essays darf man sich anlässlich der für das Schuljahresende angezielten Verleihung der GYM HBM-Awards freuen.
Wir haben die (Europa-) Wahl!
Und bereits am 21.05.2019 werden sich die Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase – und mit ihnen diejenigen der Jahrgangsstufen 8, 9 und Q1 – erneut mit der politischen Dimension Europas befassen, wenn sie sich im Zuge der Juniorwahl zur Europawahl 2019 an die schulinternen Wahlurnen begeben.
- Text: Frau Dr. Nolte