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Die Nacht, in der die Mauer fiel

„Die Nacht, in der die Mauer fiel“ – bei diesem Titel hat die Generation der Eltern (und Großeltern) vermutlich sofort sehr persönliche Erinnerungen an eindrucksvolle Bilder und aufwühlende Emotionen im Kopf. „Welche Mauer?“ und „Welche Nacht?“ und „Wie kann eine Mauer einfach so umfallen?“ – das sind vielleicht eher die Gedanken, die heutigen Schülerinnen und Schülern in den Sinn kommen mögen. Für sie ist der „Fall“ der Berliner Mauer nicht Teil ihrer Biographie, sondern – Geschichte.

Eine Brücke zu schlagen zwischen dem gesamthistorischen Kontext und dem ganz normalen Alltag des Lebens in der DDR, aber auch den Erfahrungen der Generation derjenigen, die die Wendezeiten erlebt haben, und den Schülerinnen und Schülern der Gegenwart, das war daher das Anliegen des Autors und Herausgebers Dr. Renatus Deckert, der am vergangenen Mo, 16.04. im Mehrzweckraum des Gym HBM zum Thema „Die Nacht, in der die Mauer fiel“ vor den Schülerinnen und Schülern der Q1 einen Vortrag hielt. Neben einer Klärung der eingangs genannten Fragen kam Dr. Deckert, der sich lebhaft an seine Schulzeit in der DDR erinnert, auf seine persönlichen Erfahrungen mit dem Schulsystem der DDR zu sprechen: „Eine „Entmündigung“ war es, was sogar schon ich als Kind in der Schule erlebt habe. Da wurde man nicht zum Selber-Denken angeleitet, sondern es ging immer nur darum, die ideologischen Grundsätze wiederzukäuen, die vom Lehrer, von der Partei, vom Staat vorgegeben waren.“

Entsprechend haben denn auch viele DDR-Bürger das Leben in ihrer Heimat als einengend und bedrückend empfunden. Auf besonderes Interesse der Schülerinnen und Schüler stieß allerdings die Schilderung typischer Erfahrungen des täglichen Lebens in der DDR: Das Vorenthalten von Informationen insbesondere im „Tal der Ahnungslosen“ (dem Teil der DDR, in dem kein Westfernsehen empfangen werden konnte), das jahrelange Warten auf den „Trabi“ (auch „Gehhilfe“ oder „Rennpappe“ genannt) und der nie gestillte Appetit auf Bananen, die mit ihrer Krümmung immer einen Bogen um die DDR zu machen schienen.

Von „(N)Ostalgie“ will Dr. Deckert aber nichts wissen und so klammerte er auch die Verbrechen des Staatssicherheitsdienstes, der berüchtigten „Stasi“, nicht aus und berichtete von der allgegenwärtigen Angst vor Bespitzelung und Verrat selbst durch engste Vertraute.

Zum Ende der ersten Hälfte des Vortrags konnten die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen, die von Dr. Deckert gern und ausführlich beantwortet wurden.

Für den zweiten Teil hatte Dr. Deckert , der als Herausgeber und Autor der Sammelbände „Das erste Buch“ und eben „Die Nacht, in der die Mauer fiel“ über glänzende Kontakte zu renommierten deutschsprachigen Autoren verfügt, eine Leseprobe ausgewählt. Im letztgenannten Band sind zahlreiche Beiträge (u. a. Durs Grünbein, der auf diese Weise ausführlich zu Wort kam) zum Titelthema versammelt.

Nach der Lesung endete die willkommene Abwechslung vom schulischen Alltag.

Text: Herr Schaeffer.

Beteiligte Personen