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Vom Schweinemäster zum Energiewirt

Exkursion des Erdkunde Grundkurses 13 von Herrn Stucke

Am 28. Februar 2011 unternahm der 7-köpfige Erdkunde Grundkurs des Jahrgangs 13, unter der Leitung von Herrn Stucke, eine Exkursion zum Schweinemastbetrieb Hüllmann in Delbrück-Nordhagen. Die unterrichtliche Verbindung stellte dabei das kürzlich behandelte Thema „Schweineproduktion in Dänemark“ dar.
Nach einer halbstündigen Autofahrt wurden wir vom sympathischen Hofbesitzer Hubertus Hüllmann empfangen und begannen sofort mit einem kleinen Rundgang durch einen Maststall.

Dort und in 3 weiteren, außerhalb liegenden Ställen werden rund 1650 Ferkel gemästet um später an das fleischverarbeitende genossenschaftliche Unternehmen „Westfleisch“ verkauft zu werden, bei dem auch Hr. Hüllmann Anteilseigner ist.
Die angekauften Ferkel werden mit Weizen und Gerste, welche zum Teil selbst und zum Teil von einheimischen Zulieferern produziert werden, gefüttert. Proteine in Form von Sojaschrot und Mineralstoffe müssen zusätzlich hinzugekauft werden.
Um die Fütterung hygienischer und kostengünstiger zu gestalten, plant er, seinen Maststall zu renovieren und mit einer wartungsarmen Trockenfütterungsanlage auszustatten.

Der Besitzer hat den seit über 700 Jahren an diesem Standort bestehenden Hof im Jahre 2002, nach Vollendung seines Landwirtschaftsstudiums in Soest, von seinen Eltern übernommen. Nach einer Bestandsaufnahme und Überlegungen zur Zukunft des Betriebes hat Herr Hüllmann die Ferkelaufzucht und die Milchtierhaltung aufgegeben und sich auf die Schweinemast spezialisiert.

Die Mast alleine rentiere sich jedoch im derzeitigen Umfang nicht, weswegen er sich zusammen mit seinem Nachbarn ein weiteres Standbein, den Betrieb einer Biogasanlage aufgebaut hat.
Der Fermenter der 600 kW-Anlage wird mit ca. 30 Tonnen kohlenstoffhaltigen Substraten wie z.B. Silomais, und Mist von Rindern und Hühnern „gefüttert“. Dort vergärt die gut gehäckselte Masse bei einer optimalen Temperatur von 40°C zu Biogas, das in der Hauptsache aus Methan besteht. Nach Durchlaufen des Nachgärers, Zwischenlagers und Endlagers wird das Gärsubstrat als Düngemittel wiederverwertet um erneut Mais oder andere Trockensubstanzen für den Fermenter zu produzieren.
Ca. 80% der Energie des Biogases wird mit Hilfe des Blockheizkraftwerkes (BHKW) in jeweils 50% Strom und Wärme verwandelt. Der Strom wird direkt in das Netz des örtlichen Stromversorgers eingespeist und mit der Wärme werden 5 Haushalte der Umgebung und die Schweine- und Hühnerställe versorgt.

Nachdem wir uns einen Überblick über die Biogasanlage verschafft hatten, wurden wir freundlicherweise auf ein Getränk in die warme Stube des 2001neu errichteten Wohnhauses eingeladen, um weitere Fragen an Herrn Hüllmann stellen zu können.

Dabei erfuhren wir noch von weiteren interessanten Tätigkeiten und Zukunftspläne des Unternehmers.
Unter anderem soll eine zweite Biogasanlage (500 kW) errichtet werden.
Mit der damit erzeugten Wärme könnte dann eine geplante neue Siedlung und ein Hallenbad mittels dort zu errichtender BHKW mit Wärme versorgt werden.
Die Wärme ließe sich aber auch anderweitig nutzen. So spielte Herr Hüllmann bereits mit dem Gedanken, eine mit Biogaswärme betriebene Aquakultur zur Welszucht zu installieren.

Eine zusätzliche, wenngleich sehr kleine, Einkommensquelle bietet ihm ein, mit einer größeren Kooperation von Bauern zusammen errichtetes Gefängnis, welches an das Land NRW vermietet wird.
Um Betriebskosten im Bereich Getreideproduktion weiter zu senken, investiert Hr. Hüllmann in technische Innovationen, wie z.B in eine automatisierte, auf Basis von Bodengütekarten durch GPS gesteuerte Ausbringung von Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Saatgut. So bekommen unterschiedliche Bodentypen exakt die Mengen, die sie benötigen.
Gekoppelt wird das System mit einem Autopiloten für seine Landmaschinen, wodurch ein genaueres Fahren und somit eine höhere Effizienz und gesenkte Betriebskosten gewährleistet sind.

Im Bereich der Schweineproduktion hat sich Herr Hüllmann vor längerer Zeit für die Mast entschieden. Auf die Frage, ob er zukünftig seine Mast, wie in Dänemark bevorzugt, einmal vertikal oder horizontal integrieren wolle, meinte er, dass es sich für ihn nicht lohnen würde. Es sei aus seiner Sicht sinnvoller, sich auf einen Produktionsschritt zu spezialisieren. Man könne schlecht in zwei Bereichen gleichzeitig Spitzenleistungen erbringen. Weil er früher schon eine Ferkelaufzucht besaß, weiß er, dass die Gesundheitserhaltung der jungen Tieren sehr zeitaufwändig und kostspielig ist. Außerdem sei es in Deutschland nicht üblich zu integrieren, da die landwirtschaftlichen Betriebe hierzulande in den Familien vererbt und nicht, wie es im Erbfall häufig in Dänemark geschieht, verkauft werden.

Für die interessante, informative Unterhaltung und die für uns bereitgestellte Zeit ein herzliches Dankeschön, im Namen des Erdkundekurses, an Herrn Hüllmann.

Ein Bericht von Markus Meinel (mit Unterstützung von Thomas Austermann, Sascha Burmeister, Marty Glatzel und Sebastian Krehs); Foto Kevin Wielsch 

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